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1223 - - , -.
Herzog Heinrich I. befreit auf Bitten des Abtes Günther von Leubus die namentlich genannten Bewohner von Seichau, die dieses dem Kloster (zur Errichtung einer Grangie) geschenkte Out verlassen haben, vom Joch der Knechtschaft und verleiht ihnen das Recht der Bevölkerungsklasse der Lasanki.
Or. dep. Breslau St.A. Rep. 91 Nr. 33 (A).
Chroust, Monumenta Palaeographica III. Reihe 11. Lieferung Tafel 7b. - Büsching Nr. 33; Mal. 3, Nr. 275. - SR 262.
Die Echtheit der Urkunde wurde von Grünhagen zu Unrecht angezweifelt; wie aus einer Notiz im Handexemplar der Regesten (Photo der Abschrift von Herrn Prof. Panzram zur Verfügung gestellt) hervorgeht, hielt sie auch H. v. Loesch aus stilistischen Gründen für gefälscht. In Wirklichkeit spricht gerade der Stil für die Echtheit; das gilt besonders von der Erweiterung der Devotionsformel durch Bezugnahme auf Johannes den Täufer (vgl. Appelt, Z. 71, S. 31 ff.). Die Johannes-Devotionsformel war ursprünglich nicht an einen Empfänger gebunden; in den älteren echten Herzogsurkunden für Leubus findet sie sich jedoch nicht. 1223 ändert sich dies; nun tritt sie nur noch in Leubuser Stücken (Nr. 287, erweitert SR 371) auf. Da auch die Wendung ad nutum domini Guntheri venerabilis abbatis de Lubens, die Grünhagen beanstandete, in Nr. 287 wiederkehrt (Notiz im Handexemplar der Regesten; vgl. Mal. 3, S. 45 Anm. 2 und dazu UB des Klosters Pforte l, Nr. 55: Winemarus divino nutu abbas in Porta) und die Korroboratio beider Urkunden gleichfalls starke Verwandtschaft aufweist (Mal. 3, S. 46 Anm. 8), wird man Empfängerdiktat annehmen müssen. Die paläographisch auffällige Schreibung des Anfangsbuchstabens des Wortes Clesiê wäre einem herzoglichen Schreiber kaum zuzumuten. Der Satz, der die bisherigen Bewohner des in eine Grangie verwandelten Ortes dem Starosten Bogdan unterstellt, ist ein Zusatz von gleicher Hand, der sich paläographisch vom Kontext nicht abhebt. Der Nachtrag, der auch das Datum enthält, füllt das Pergamentblatt bis nahe an den Rand. Die ungewöhnliche Befestigung des Siegels ohne Plica erklärt sich also aus Raumnot. Soweit unser Photo erkennen läßt, liegt nicht, wie Nehmiz, Besiegelung der Herzogsurkunden S. 68 und Mal. 3, S. 46 Anm. f annehmen, Siegelmißbrauch vor. - Dorsualvermerk 13. Jahrhundert: de Sichowa; 14. Jahrhundert: modice utilitatis, ein Hinweis darauf, daß die Urkunde als Rechtstitel für das Kloster damals keinen Wert mehr besaß, da die Klasse der Lasanki nicht mehr existierte. Die Lasanki (von las, der Wald) werden von der polnischen Forschung als Waldroder gedeutet; vgl. Schmid, Pfarrorganisation S. 244 (245) Anm. 2. Jedenfalls sind sie der breiten Masse der slawischen Bauern gegenüber bevorrechtete, für Spezialaufgaben eingesetzte hoapites. - Über die Grangie Seichau (im 17. Jahrhundert unter der Bezeichnung Arnoldshof neu errichtet und von dem südlich von ihr gelegenen Dorf gleichen Namens zu unterscheiden) vgl. Seidel, DQ 17, S. 62 f.
Ego Heinricus dei et beati Iohannis gratia dux Slesie notum facio presentibus et futuris boc scriptum inspectuns, quod quando pro remuneratione dei et ad nutum venerabilis abbatis domini Guntberi de Lubens villam Sychouam nuncupatam ad claustrum prefatum contulissem pro eo, ut et eiusdem ville coloni mei videlicet decimi rustici bona voluntate villam iam dictam exirent, vitare cupiens ipsorum coram deo obiectionem a iugo servitutis, quo hactenus subiecti fuerant, liberos esse deinceps concessi concedens eisdem ius, quod Lasanki dicitur, perpetuo habendum. Hec est autem familia, de qua mentionem agimus: Gloshek cum fratre Malos, Bozek cum filiis, Vecish, Drobac, Swenza cum fratre Myron, Radon cum fratre Mylos, Bogdan, Cosmasch cum filio, Bobola cum fratre Sizlao, Psar cum filiis, Mankar cum fratre Malik. Ne vero hec mea donatio alicui post hec in dubium vertatur, sigilli nostri munimine censui roborandam. Statui itaque homines supranotatos starozte Bogdano de Polkouic, qui et Lasanki officio preest, esse subiectos. Actum anno M°C°C°XX I°I°I°.
Siegel Herzog Heinrichs I., Typar B, ohne Plica an Pergamentstreifen, siehe Nr. 93; vgl. dazu die Vorbemerkung.
Schlesisches Urkundenbuch, Herausgegeben von der Historischen Kommission für Schlesien, Zweiter Band: 1. Lieferung 971 - 1216, 1963; 2. Lieferung 1217 - 1230, 1968; 3. Lieferung Fälschungen und Register, 1971; Bearbeitet von Heinrich Appelt, Verlag Hermann Böhlaus Nachf., Wien-Köln-Graz
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